Sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend kann vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit und Biografie der Betroffenen haben. Der gewaltvolle und manipulierende Eingriff, den sexuelle Übergriffe durch nahestehende Personen bedeuten, kann Folgen für die Fähigkeit haben, verlässliche Bindungen einzugehen und anzubieten, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen und dauerhaft zu halten. Deshalb kann es sein, dass eigene Bindungsfähigkeit beeinträchtigt ist und es schwerer fällt elterliche Kompetenzen zu entwickeln.
Mit Kindern zu leben kann als Belastung, als Herausforderung oder als großes Glück empfunden werden – oft alles gleichzeitig. Es wäre ein Kurzschluss, alle Probleme, die Betroffene in ihrer Elternrolle haben, auf die Gewalt in der Kindheit und Jugend zurückzuführen. Aber angesichts bekannter Auswirkungen des Gewalterlebens ist es wichtig, die Frage nach spezifischen Belastungen und Bedarf an Unterstützung zu stellen.
In Interviews zu früheren Studien wurde Elternschaft immer wieder angesprochen, was uns zeigt, wie bedeutsam dieses Thema für Betroffene ist. Deshalb greifen wir es nun in diesem Projekt gezielt auf.
Die Studie wird partizipativ unter aktiver Beteiligung von Erwachsenen, die in Kindheit oder Jugend von sexueller Gewalt betroffen waren, durchgeführt.
Eine feste Forschungsgruppe aus Betroffenen wurde gegründet, die sich regelmäßig trifft, die Forschungsfragen weiterentwickelt und Auswertungsschritte diskutiert.
Das Projekt wird kritisch begleitet durch einen Beirat, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Wissenschaft und Fachpraxis sowie Betroffenen zusammensetzt.
Im Rahmen des Forschungsprojekts werden Interviews und Gruppendiskussionen durchgeführt. Um eine größere Anzahl von Betroffenen zu erreichen, wird ein Online-Fragebogen eingesetzt.
Das Forschungsprojekt wird durchgeführt vom Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen im SOCLES-International Centre for Socio-Legal Studies: https://www.socles.org/
Das Projekt wird finanziert von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch.