Jahrgang 1959, Osnabrück. Vier Kinder, sieben Enkelkinder, setzt sich auf verschiedenen Ebenen für ein menschenwürdiges Leben aller ein. Praktisch umgesetzt hat er das bisher u. a. als Musiker, Kulturmanager und Gründer des Vereins „Kultur für Alle Osnabrück“, der Menschen mit wenig Geld soziale und kulturelle Teilhabe ermöglicht. Sein Engagement zum Thema „Sexueller Missbrauch von Kindern“ ist noch relativ jung: So unterstützt er z. B. die Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück bei ihrer Präventionsarbeit und berät als Coach in seiner „sinnfinderei“ auch Betroffene sexualisierter Gewalt. Er ist Mitglied des Betroffenenrates der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und auf verschiedenen Ebenen vor Ort als Aktivist für dieses Thema unterwegs.
Jahrgang 1968, war über Jahre Opfer sexualisierter Gewalt in der Kindheit in der eigenen Familie. Heute arbeitet sie als Diplom-Pädagogin und EX-IN Peerberaterin in der Sozialpsychiatrie und als freiberufliche Referentin. Sie engagiert sich in sozialpolitischen Netzwerken und Projekten von Menschen mit psychischen Erkrankungen und von Betroffenen von sexuellem Missbrauch. Frau Johannson hat zwei erwachsen Kinder.
„Als meine Kinder 9 und 11 Jahre alt waren, brach mein Leben auseinander, da mich die Erinnerungen an den Missbrauch überrollt haben. Es gab etliche Aufenthalte in der Psychiatrie und Jahre, in denen ich vor allem mit der Bewältigung der Folgen beschäftigt war. Natürlich war das schlimm für meine Kinder. Es tut mir zutiefst leid, dass ich ihnen das nicht ersparen konnte. Sexualisierte Gewalt gegen Kinder hat lebenslange Auswirkungen für die Betroffenen und auch für ihre Kinder.
Ich wünsche mir, dass dieses Forschungsprojekt das Bewusstsein für dieses wichtige Thema schärft.“
Jahrgang 1971, Mutter eines heute 17-jährigen Zwillingspaares. Dipl.-Heilpädagogin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis. Sie ist Mitglied im Betroffenenrat bei der UBSKM. Darüber hinaus engagiert sie sich berufspolitisch als Delegierte in der Psychotherapeutenkammer NRW (Bündnis KJP).
„Eltern sein bedeutet erst einmal Eltern zu werden. Bei allem Glück habe ich die Zeit meiner Schwangerschaft, die Geburt meiner Kinder und die ersten frühen Jahre mit ihnen auch als eine Zeit erlebt, in der mir immer wieder bis dahin völlig unbewusste (traumatische) Erinnerungen und Folgen meiner sexuellen Gewalterfahrungen förmlich um die Ohren geflogen sind. Das hatte nicht mehr viel mit dem bis heute gesellschaftlich propagierten Ideal von Schwangerschaft und Mutter sein zu tun, welches nicht nur die elterliche Lebensrealität von Betroffenen sexueller Gewalt leugnet.
Ich bin froh, dass es jetzt dieses Projekt gibt. Es ist wichtig, sich auch mit der körperlichen Dimension sexueller Gewalt im Zusammenhang mit den verschiedenen Formen von Elternschaft auseinanderzusetzen und zu ergründen, wie es Betroffenen als Eltern und mit ihren Kindern ergeht oder warum sie keine geworden sind. Dazu gehört, am Ende mehr darüber zu wissen, was sie auf wahrscheinlich ganz verschiedene Weise von Anbeginn und durch sämtliche Phasen hindurch an Verständnis und Unterstützung gebraucht hätten oder wie es ihnen gelungen ist, für sich und ihre Kinder gute Eltern zu werden.“
Jahrgang 1988, M. A. Kindheitspädagoge, arbeitet als pädagogische Leitung einer niedersächsischen Kleinstadt, ist Mitglied im Betroffenenrat bei der UBSKM, sowie Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Er ist Vater von drei wundervollen Kindern.
„Die Komplexität sexualisierter Gewalt ist mir aufgrund eigener Erfahrungen im institutionellen Kontext, sowie zahlreicher ehrenamtlicher und beruflicher Engagements bekannt. Die Frage des Umgangs bzw. die Sorge vor transgeneratationalen riesigen Herausforderungen erfährt mit der Geburt eines Kindes neue Facetten. Oft erschweren Fragen wie „kann ich mit meiner Vergangenheit überhaupt ein guter Elternteil sein und wie schütze ich mein Kind vor solch einer Gefahr?“ den Blick und den Mut für eine glückvolle und unbeschwerliche Eltern-Kind-Beziehung. Ich hoffe, mit meiner Teilhabe in der Forschungsgruppe das Thema noch präsenter werden lassen zu können und Mut zu machen, Eltern zu werden.“
Forstwirt, Sozialpädagoge, Traumafachberater. Er ist betroffen von sexualisierter Gewalt in der Familie und im sozialen Nahbereich (Sport/Schule).
Von 2010 bis 2022 Mitarbeit bei Tauwetter e. V. Anlaufstelle für Männer*, die in der Kindheit/Jugend sexualisierte Gewalt erlebt haben.
Seit 2019 Mitarbeit bei N.I.N.A. e. V. u. a. beim Hilfetelefon.
Aktuell begleitet er für N.I.N.A. e. V. die Gründung eines bundesweiten Netzwerks von Betroffenen für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend, www.aus-unserer-sicht.de.
„Ich hatte früher unendliche Angst selbst Vater zu werden, da es hieß, Jungen, die sexuell missbraucht wurden, werden später selbst zum Täter. Durch die Auseinandersetzung und Reflektion mit dem Thema sexualisierte Gewalt, ist mir klargeworden, dass Betroffene verdammt gute Eltern sein können.“
Ausgebildete Pädagogische Fachkraft und Mechanikerin. Mehrfach betroffen im Kontext Familie und familiäres Nahfeld. Seit 1993 begleitet, unterstützt und stärkt sie Menschen mit sexualisierten Gewalterfahrungen aus Kindheit und Jugend in der Selbsthilfebewegung. Beratende Betroffenen-Expertin u. Mitwirkende bei Fachtagungen. Beirätin bei der Freien Fachstelle, Feuervogel e.V Rastatt. Seit 2021 geschulte Hilfefondberaterin. Initiatorin und Multiplikatorin von/in regionaler Selbsthilfe. Überregionales Engagement bei Projekten u. Gremien.
„Der Spagat, aus der eigenen Betroffenheit Eltern zu werden, gelingt unterschiedlich. Aus den Begegnungen mit anderen Betroffen, der eigenen Elternschaft wurde mir bewusst, welche Energien durch die Betroffenheit beim Thema Elternschaft entstehen können.
Mein Anliegen ist es, dass Betroffene alternative Wege kennen: Weg von dem gesellschaftlich auferlegten Mythos von ‚gelungener Elternschaft‘. Sich Hilfen zu erschließen, im Bemerken eigener schwieriger Situationen mit Auswirkungen, braucht Mut, Kraft und Befähigung. Dazu braucht es höhere Akzeptanz sowie bedarfsgerechte Angebote in und aus der Gesellschaft, damit Hilfe holen erleichtert wird. Stigmata durch vorgefestigte Elternbildern beschämen und verzögern so oft, sich rechtzeitig heilsame Hilfen zu sichern.“